Mit viel Freude begegne ich den Farben und bitte sie, mir ihre Formen zu schenken.
Malen bedeutet Freude, zur Ruhe kommen, wach sein, Aufmerksamkeit. Malen erlaubt auch zu üben, von eigenen Vorstellungen frei zu werden. So wird es möglich, mit den Farben Zwiegespräche zu führen, in denen sie selber sagen, wie sie ihr Wesen auf der Fläche in Erscheinung bringen möchten. Und es ermöglicht auch, den verschiedensten Materialien neue Ausdrucksformen zu geben.
Rudolf Steiners Ausführungen über Kunst und Farben sind Grundlage der künstlerischen Arbeit. Die Bilder sind Versuche, Ausschnitte der unendlich großen Wirklichkeit, die sich hinter der für uns sichtbaren Welt verbirgt, ins Bild zu bringen.
Ich male, um den Geheimnissen des Lebens näher zu kommen, Freude und Wärme in die Welt zu bringen und als Danke dafür, dass mir dieses Leben dreimal geschenkt wurde.
„Aufwachen, es regnet mir ins Gesicht, alles ist voll mit Glas. Ich betaste meinen Körper, komme zu den Beinen, sie sind tot. Es schießt durch den Kopf: Ich bin gelähmt. Nach kurzem Schock der nächste Gedanke: Jetzt hab ich endlich Zeit zum Malen.“
(aus: „Nicht alltäglicher Oktober 1982“)
Heißt es doch, dass man in einer todesnahen Lebenssituation sieht, welche Aufgabe man sich für das Leben gestellt hat.
Rückblickend auf mein bisheriges Leben, muss ich feststellen, dass die schwierigsten Lebensphasen und die einschneidendsten Veränderungen Geschenke sind. Sie rütteln auf, fordern heraus, das eigene Leben - und somit auch die Welt - von einem neuen Blickwinkel aus zu betrachten und neu zu gestalten. Und gerade die Veränderung, das Neue ist es, das weiterbringt. Es auch annehmen zu können, das Herz dafür zu öffnen, auch wenn es sich noch so schwierig in den Weg stellt, war und ist die größte Herausforderung und verlangt Mut. Doch aus dem Mut erwächst die Kraft, das Neue zu gestalten - wie bei jeder künstlerischen Arbeit.
Es bleibt das Gefühl, im größten Chaos Glückskind zu sein.